Untersuchung des Halses
Achten Sie bei Ihrer Inspektion auf:
– Symmetrie, Konturen, Narben
– Stellung der Halswirbelsäule
– Muskeltonus
– Stauung der Vv. jugulares (Bild 3), sichtbare Pulsation der Aa. carotides
– Lymphknotenschwellungen (Bild 4), Speicheldrüsenschwellungen
– Schilddrüse (Bild 2, siehe Unterkapitel Schilddrüse)
Befunde Hals: [1] Normalbefund, [2] Struma (Kropf), [3] Gestaute V. jugularis, [4] Zervikale Lymphadenopathie
Lymphknoten
Reihenfolge: okzipital, nuchal, retroaurikulär, präaurikulär, submandibulär, submental, zervikal (vor und hinter M. sternocleidomastoideus), supraclaviculär, infraclaviculär
Technik: Bewegen Sie die Haut mit den Fingerbeeren von Zeige- und Mittelfinger in kreisenden Bewegungen.
→ Größe, Form, Konsistenz (weich, verhärtet), Abgrenzbarkeit gegenüber der Umgebung
→ Unterscheidung entzündlich (dolent, weich, gut verschieblich) vs. maligne (indolent, derb, schlecht verschieblich)
Speicheldrüsen
Palpieren Sie auf beiden Seiten die Glandula parotidea und Glandula submandibularis:
→ Druckschmerz, Konsistenz, tastbare Verhärtungen, Schwellung, Asymmetrie
Normalbefund
“Hals symmetrisch, keine Narben. Keine Stauung der Vv. jugulares, keine sichtbare Pulsation der A. carotis. Schilddrüse nicht vergrößert. Speicheldrüsen indolent und weich. Lymphknoten nicht vergrößert palpabel; verschieblich; weiche, homogene Konsistenz; kein Druckschmerz.”
Pathologischer Befund
Inspektion
– “Beidseitige Stauung der Vv. jugulares.” → Hinweis auf Rechtsherzinsuffizienz
– “Narbe im Bereich X bei Zustand nach z.B. Thyreoidektomie”
Speicheldrüsen
– “Papille des Ductus parotideus prominent und gerötet. Speicheldrüsen geschwollen und druckdolent. Zähflüssiger und putrider/fauliger Speichel mit Blutbeimischungen.” → Hinweis auf eine Sialadenitis
Lymphknoten
– “Die okzipitalen / nuchalen / retro-/ präurikulären / submentalen / submandibulären / zervikalen / supra-/ infraklavikulären Lymphknoten waren schmerzhaft vergößert und überwärmt, weich palpabel und gut gegen die Haut verschieblich.” → Hinweis auf einen Infekt
Entzündlich | Maligne | |
Größe | > 1cm | < 1cm |
Konsistenz | weich | derb |
Druckdolenz | ja, evtl. mit Rötung und Überwärmung | nein |
Verschieblichkeit | ja | nein |
Entstehungsdauer | wenige Tage | über Wochen |
Untersuchung der Schilddrüse
Inspektion: Ist bei normaler Kopfhaltung und in Reklination eine Vergrößerung oder Asymmetrie sichtbar?
Befunde – Hals: [1] Normalbefund, [2] Struma (Kropf), [3] Gestaute V. jugularis, [4] Zervikale Lymphadenopathie
Palpation: Palpieren Sie die Schilddrüse mit dem zweiten bis vierten Finger beider Hände von dorsal auf Höhe des Schild-/Ringknorpels. Ihre Daumen ruhen im Nacken des*der Patient*in. Bitten Sie den*die Patient*in zu schlucken.
→ Größe, Konsistenz (weich, hart, knotig), Druckschmerzhaftigkeit, Verschieblichkeit gegen die Umgebung und beim Schlucken (während des Schluckaktes verschiebt sich die Schilddrüse nach kranial, bei Malignität kann dies eingeschränkt sein).
Beschreibung von Tastbefunden anhand von
– Größe
– Form
– Lokalisation
– Konsistenz
– Verschieblichkeit
– Druckdolenz
WHO Struma Klassifikation
Sie hilft der standardisierten Beschreibung von Strumen.
Grad | Befund |
0 | Vergrößerung nur sonografisch sichtbar |
1 | 1a Vergrößerung tastbar und bei Reklination nicht sichtbar 1b Vergrößerung tastbar und nur bei Reklination sichtbar |
2 | tast – und sichtbar in Neutralstellung des Kopfes |
3 | symptomatisch mit Atemnot und Schluckstörung |
Normalbefund
“Schilddrüse nicht vergrößert tastbar, Konsistenz weich und homogen, schluckverschieblich nach kranial. Kein Stridor, keine Strömungsgeräusche.”
Pathologische Befunde
– “Schilddrüse ist bereits in Neutralstellung / bei rekliniertem Kopf vergrößert sichtbar (WHO Grad X)” → Hinweis auf Struma
– “Schilddrüse ist einseitig / generalisiert vergrößert tastbar” → Hinweis auf Struma
– “Unregelmäßige, derbe Konsistenz, bei nicht schluckverschieblicher Schilddrüse” → Hinweis auf Tumor
– “Prallelastische Konsistenz der Schilddrüse” → Hinweis auf Zyste
– “Bei der Palpation fielen knotige Veränderungen im Bereich X auf” → Hinweis auf Tumor oder autonomes Areal
– “Druckschmerzhafte Schilddrüse” → Hinweis auf Thyreoditis
– “Auskultatorisches Schwirren über der Schilddrüse” → Hinweis auf Hyperthyreose
– “Inspiratorischer Stridor bei vergrößerter Schilddrüse” → Hinweis auf Struma WHO Grad III
Untersuchung der Halswirbelsäule
Erst aktiv und anschließend vorsichtig passiv testen: Inklination, Reklination, Rotation und Seitneigung
– Eingeschränkt: z. B. bei Bandscheibenvorfall, Meningitis*, rheumatische Erkrankungen
* Meningismus bezeichnet eine schmerzhafte Nackensteifigkeit. Sie ist ein klinischer Hinweis auf eine Reizung der Hirnhäute, z.B. bei Meningitis. Die Nackensteifigkeit kann eindrücklich beobachtet werden, wenn der Kopf des*der Patient*in im Liegen kräftig passiv nach vorne geneigt wird → Beine werden reflektorisch im Hüft- und Kniegelenk gebeugt (positives Brudzinski-Zeichen)
Normalbefund
“Kein Klopf- oder Druckschmerz über der HWS. Kein Druckschmerz, keine Verhärtungen der paravertebralen Muskulatur, keine Nackensteifigkeit, Brudzinski-Zeichen negativ.”
physiologischer Bewegungsumfang
Inklination / Reklination 45° / 0° / 45°
Lateralflexion 45° / 0° / 45°
Rotation 60° / 0° / 60°
Pathologischer Befund
Palpation
– “Umschriebener Klopfschmerz in Höhe von WK X“ → Hinweis auf z.B. Bandscheibenvorfall, Tumor, Wirbelfraktur, Spondylitits
– “Diffuser Klopfschmerz über der gesamten WS“ → Hinweis auf z.B. Osteoporose
– “Stufenbildung in Höhe von WK X“ → Hinweis auf Spondylolisthese
– “Muskulärer Druckschmerz in Höhe von WK X / muskuläre Verhärtung/Myegelosen (Hartspann) in Höhe von WK X“ → Hinweis auf z.B. Fehlhaltung
Funktionsprüfung
– “Eingeschränkte passive / aktive Beweglichkeit der HWS mit folgendem Bewegungsumfang (s.o.)” → Hinweis auf z.B. Bandscheibenvorfall, Meningitis, rheumatische Erkrankungen
– “Meningismus / Nackensteifigkeit” → Hinweis auf Meningitis